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Das Apothekerschränkchen der Natur

Zwiebeln gegen Ohrenschmerzen, Arnika bei Muskelkater und Ringelblumensalbe bei Sonnenbrand. Einige von Mutters Hausmittelchen sind noch in unseren Köpfen präsent. Aber wie reichhaltig das Apothekerschränkchen der Natur gefüllt ist, wer weiß das heute noch? Dabei leiten sich 60 bis 70 Prozent aller Wirkstoffe in unseren Arzneimitteln immer noch von natürlichen Substanzen ab. Grund genug, hier im Bauerngarten auf Hof Möhr in der „Naturwelt“ der Arzneipflanzen die Vielfalt der heilenden Gewächse einmal in Auszügen darzustellen.

Bis heute ist der Fundus der Natur für Forscher von unschätzbarem Wert und Bestandteil oder mindestens Grundlage für eine Fülle von Arzneimitteln. Salicylsäure, deren wichtigster Bestandteil Salicin in Weidenrinde vorkommt, bildet heute eine Grundlage für den Wirkstoff Acetylsalicylsäure, der sich im Schmerzmittel Aspirin befindet. Auch die schmerzlindernde Salbe Mobilat enthält Salicylsäure. Und in den Wurzeln der Kapstadt-Geranie wurden erst jüngst Extrakte gefunden, auf welche die Aids-Forschung große Hoffnungen setzt.

Auch wenn bei solch ernsten Krankheiten nichts ohne Ärzte und Forscher geht - Heilpflanzen aus dem eigenen Garten können bei einer Fülle von Alltagsbeschwerden von Nutzen sein.

Schafgarbe zum Beispiel kann gegen Bauchschmerzen helfen. Zur Blütezeit im Hochsommer werden Blüten und auch die Stängel geerntet. Als Tee aufgegossen regen die Bitterstoffe in der Schafgarbe besonders die Galle an und fördert auch andere Verdauungsorgane. Die ätherischen Öle der Pflanze wirken krampflösend. So können Frauen mit Hilfe der Natur einfach Menstruationsbeschwerden lindern.

Auch Ringelblumen leuchten nicht nur farbenfroh in den Sommer, sondern haben heilende Wirkung. Gut einsetzbar sind sie beispielsweise bei Nagelbettentzündungen. Dazu braucht es eine Mischung aus einem Esslöffel Schmierseife, 250 Millilitern Wasser und drei Teelöffeln Ringelblumen. Diese Zutaten müssen einmal aufgekocht werden und sollten dann zehn Minuten ziehen. Der Sud bildet das wohltuende Bad für die betroffenen Finger oder Zehen.

Einfacher ist es, die heilende Wirkung des Salbeis auszukosten. Wer nur hin und wieder ein frisches Blatt kaut, beruhigt gereiztes Zahlfleisch und sorgt für frischen Atem. Aufgebrüht als Tee wirkt Salbei gegen Halsschmerzen.

Die Aufzählung ließe sich lange fortsetzen, aber schon diese Beispiele zeigen eines: Heilkräuter zu erhalten, liegt in unser aller Interesse. Und wer einen Garten hat, kann mit einer Blütenwiese oder Kräuterecke schon vielen Arzneipflanzen einen Platz geben. Das ist nicht nur gut für die Hausapotheke, es sieht auch noch bunt und fröhlich aus.


Die Heilpflanzen im Möhrer Bauerngarten:

Alant, Schweizer (Inula helenium)
Der Alant ist heute in Bauergärten weit verbreitet. Er ist eine vielseitige Heilpflanze, die hauptsächlich bei Husten und Asthma angewendet wird.

Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Eine kaum bekannte Heilpflanze mit vielfältigen Heilwirkungen. Sie wirkt blutstillend und hilft gegen Durchfall.

Braunelle (Prunella vulgaris)
Die ätherischen Öle und Gerbstoffe der Braunelle helfen bei Erkrankungen der Atemwege und Verdauungsorgane.

Eibisch (Althaea officinalis)
Eibisch war schon in der Antike als Heilpflanze hochgeschätzt. Der wichtigste Inhaltsstoff ist der Schleim, der in großen Mengen vorkommt. Er wirkt auf alle Schleimhäute, daher wird Eibisch hauptsächlich bei Erkrankungen der Atmungsorgane und des Verdauungsapparates eingesetzt.

Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)
Es ist die giftigste Pflanze Europas (auch die Blüten!) und wird daher nur in homöopathischer Verdünnung angewendet. Eisenhut wirkt bei Hexenschuss und Ischias.

Eisenkraut (Verbana officinalis)
Das Eisenkraut war früher eine der wichtigsten Heilpflanzen, ist aber heute in Vergessenheit geraten. Es wirkt bei Husten und Verdauungsschwäche. (Heute ist die südamerikanische Verbena bekannter, die wegen des zitronigen Geschmacks beliebt ist, aber eine geringere Heilwirkung hat

Färberwaid (Isatis tinctoria)
Färberwaid ist bekannt durch den blauen Farbstoff, der früher sehr wichtig war. Die Pflanze hat aber auch als Heilpflanze eine Bedeutung. Sie wirkt gegen Entzündungen, Pilze, Tumore, Viren.

Frauenmantel (Achemilla vulgaris)
Die heilende Wirkung war schon im Mittelalter bekannt. Die Pflanze wird in der Frauenheilkunde eingesetzt, wirkt aber auch bei Erkältung, Fieber und Asthma.

Gamander (Teucrium chamaedrys)
Diese alte traditionelle Heilpflanze wird in der Volksheilkunde zur Stärkung der Verdauung, gegen Gicht und gegen Husten und Asthma sowie bei schlecht heilenden Wunden verwendet.

Heilziest (Stachys officinalis)
Heilziest wirkt bei Durchfall und Darmbeschwerden sowie bei Entzündungen im Mund und Hals, Asthma, Gicht, Rheuma.

Echtes Herzgespann (Leonurus cardiaca)
Schon im Altertum war das echte Herzgespann für seine Wirkung gegen Magenleiden bekannt. Im Mittelalter wurde dann die Wirkung bei Herzbeschwerden entdeckt.

Kriechende Jacobsleiter (Polemonium reptans)
Eine Heilpflanze aus Nordamerika, deren Wurzeln bei Schlangenbissen, Abszessen, Rippenfellentzündung und Bronchitis eingesetzt werden.

Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Johanniskraut ist das wichtigste pflanzliche Antidepressivum. Diese Wirkung war schon im Mittelalter bekannt: „bringt wärmende Sonnenstrahlen in depressive Gemüter“.

Lungenkraut (Pulmonaria saccharata)
Der Name lässt es schon vermuten: das Lungenkraut war früher eine wichtige Heilpflanze bei Lungenerkrankungen aller Art.

Melisse, Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
Diese Pflanze ist ursprünglich in Südeuropa beheimatet. Wegen der Heilwirkung fehlte sie aber in keinem Klostergarten. Sie hat eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem und kommt damit z.B. bei nervösen Herzbeschwerden, bei Unruhe oder Schlafstörungen zum Einsatz.

Mutterkraut (Chrysanthemun parthenium)
Das Mutterkraut war bereits im Altertum und Mittelalter als Heilpflanze bekannt und wurde vor allem in der Frauenheilkunde verwendet. Heute ist auch die heilende Wirkung bei Migräne nachgewiesen.

Kleiner Odermennig (Agrimnonia eupatoria)
Eine Pflanze, deren heilende Wirkung schon in der Antike und im Mittelalter bekannt war. Sie wird bei Erkrankungen des Verdauungssystems und des Harnapparates eingesetzt.

Echter Salbei (Salvia officinalis)
Salbei wirkt desinfizierend, blutstillend, krampflösend und tonisierend und wird hauptsächlich bei Atemwegserkrankungen eingesetzt.

Schafgarbe (Achillea millefolium)
Schafgarbe gehört zu den ältesten Heilpflanzen. Nach der griechischen Mythologie soll Achilles Verwundungen des Königs der Myser mit Schafgarbe geheilt haben. Die Pflanze wirkt kampflösend, blutstillend, blutreinigend, antiseptisch und beschleunigt die Wundheilung. Sie hat zudem eine appetitanregende und verdauungsstimulierende Wirkung.

Schöllkraut (Chelidonum majus)
Eine starke Heilpflanze für Leber und Galle und bei Gicht. Der gelbe Saft in den Stängeln soll bei Warzen helfen.

Roter Sonnenhut (Echinacea purpurea)
Der rote Sonnenhut stärkt das Immunsystem, indem er Fresszellen im Blut und Gewebe aktiviert. Er findet daher Anwendung bei schleichenden und chronischen Infektionen.

Wermut (Artemisia absinthium)
Die Pflanze gehört zu den wichtigsten Bitterkräutern, die zur Stärkung der Verdauung verwendet werden. In hoher Dosierung und bei Langzeitgebrauch kann Wermut auch sinnverwirrend wirken.

Quellenangaben:
http://www.heilkraeuter.de/lexikon (aufgerufen Mai 2015)
http://www.paracelsus-magazin.de/alle-ausgaben/1-heft-012009/20-die-schafgarbe-achillea-millefolium.html (aufgerufen Mai 2015)
http://www.heilpflanzen-wissen.de/Schafgarbe.html (aufgerufen Mai 2015)


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