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Ringvorlesung in Lüneburg: Landschaftsrekonstruktion und Klimawandel (Megaherbivorentheorie)

15.10.2025
Museum Lüneburg, 18 Uhr
Prof. Dr. Brigitte Urban und Dr. Martin Theuerkauf, Lüneburg

Bis zum Ende der letzten Eiszeit war Mitteleuropa geprägt durch das zahlreiche Vorkommen großer Säugetiere, wie Waldelefant oder Wasserbüffel in den Warmzeiten oder Mammut und Wollnashorn in den Kaltzeiten. Die meisten dieser so genannten Megaherbivoren sind heute ausgestorben. Ohne Zweifel beeinflussten diese Tiere ihre Umwelt, mittelbar vor allem die Vegetation, unmittelbar dann aber auch kleinere Säuger, Insekten, Vögel etc. Bis heute ist allerdings umstritten, wie groß dieser Einfluss tatsächlich war. Eine Vorstellung ist, dass die Megaherbivoren durch ihre Aktivität in Mitteleuropa auch in den Warmzeiten eine weitgehend offene, savannenartige Vegetation geschaffen haben. Pollenanalysen zeigen dagegen sowohl für den Beginn der jetzigen Warmzeit, das Holozän, als auch für früheren Warmzeiten wie das Eem Interglazial, eine Dominanz von Baumpollen. Diese Befunde deuten eine dichte Bewaldung Mitteleuropas in diesen Warmzeiten an. Allerdings ist die Interpretation solcher Pollendaten keineswegs einfach. Zum einen produzieren einzelne Pflanzen Pollen in ganz unterschiedlicher Menge - die meisten Kräuter produzieren deutlich weniger Pollen als unsere heimischen Baumarten. Sie sind daher in den Pollendaten deutlich unterrepräsentiert. Zudem wird Pollen der Kräuter meist schlechter verbreitet als Pollen hoher Bäume. Moderne Verfahren versuchen, solche Effekte in den Pollendaten zu korrigieren. Im Vortrag werden aktuelle Arbeiten zu diesem Thema aus Niedersachsen vorgestellt. Zudem stellen wir neue methodische Ansätze vor. So erlauben KI basierte Verfahren, die Pollenanalyse deutlich zu beschleunigen, und damit die zeitliche Auflösung der Analysen zu erhöhen. Zudem können zusätzliche Proxies, wie z.B. die Sporen Dung zersetzender Pilze und Mikroholzkohlen, erfasst werden. Diese erlauben nähere Erkenntnisse sowohl über Vorkommen der Megafauna als auch über mögliche menschliche Aktivität.

Frau Univ.-Prof. Prof. h.c. Dr. rer. nat. Brigitte Urban ist Biogeowissenschaftlerin und leitet die Arbeitsgruppe Landschaftswandel am Institut für Ökologie der Leuphana Universität Lüneburg. Sie lehrt und forscht im internationalen Kontext zu den Themen nachhaltiger Land-, Boden- und Wassernutzung sowie Klima- und Umweltentwicklung. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Rekonstruktion der Landschaftsentwicklung im Pleistozän. Seit dessen Entdeckung ist sie maßgeblich an der paläoökologischen Erforschung des Fundplatzes Schöningen mit seinen einzigartigen Speer-Funden beteiligt. Seit 2023 leitet sie an der Leuphana das vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Projekt CCEHN: Climate Change & Early Humans in the North.

Dr. Martin Theuerkauf ist Biologe mit den Schwerpunkten Landschafts- und Paläoökologie an der Leuphana Universität Lüneburg in der Fakultät Nachhaltigkeit im Institut für Ökologie. Er hat sich auf die Entwicklung quantitativer Methoden zur Auswertung von Pollendaten spezialisiert, um die Vegetation der Vergangenheit genauer und verlässlicher rekonstruieren zu können. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit KI-basierten Verfahren zur automatischen Erkennung von Pollen und anderen mikroskopisch kleinen Objekten. Seit 2023 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt CCEHN: Climate Change & Early Humans in the North an der Leuphana Universität Lüneburg tätig.


Dieser Vortrag ist Teil der Vortragsreihe in Lüneburg 2025/26: Einblicke in Naturkunde und Naturschutz.

Die Veranstaltungsorte wechseln zwischen dem Museum und der Universität. Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten. Gerne können Gäste der Veranstaltung im Museum Lüneburg zwischen 17 und 18 Uhr, dem Beginn des Vortrags, das Museum bei freiem Eintritt besuchen.


Ansprechpartner der beteiligten Organisationen:

Leuphana Universität Lüneburg

Dr. David Walmsley
PD Dr. Andreas Fichtner
Prof. Dr. Werner Härdtle

Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz
Dr. Janine Sybertz

Museum Lüneburg
Christina Broesike

Naturwissenschaftlicher Verein Lüneburg
Prof. Dr. Johannes Prüter
Dr. Christoph Hinkelmann

Anmeldung

Es ist keine Anmeldung erforderlich.

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

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